PX wie Pedro Ximénez - Vino&Alma Weinmagazin (2024)

Zur Herkunft der weißen Rebsorte Pedro Ximénez, zumeist abgekürzt als PX bezeichnet, existieren allerlei Anekdoten. Eine davon lautet, dass ein gewisser Peter Siemens aus dem Rheintal die Rebsorte im 16. Jahrhundert nach Spanien brachte. Er soll Soldat von Karl V. gewesen sein, und Pedro Ximénez wäre die spanische Schreibweise von eben jenem Peter Siemens.

Geschichten wie diese dürfen wir getrost ins Reich der Fabeln verweisen. Heute wissen wir mittels DNA-Analysen, dass die PX von der arabischen Tafeltraube Gibi abstammt. Während der maurischen Herrschaft (vom 8. bis 15. Jh.) gelangte die Gibi nach Andalusien und kreuzte sich dort zur PX. Ihr Name Pedro Ximénez ist wahrscheinlich eine Reminiszenz an den Bischof von Toledo. Dieser tat sich bei der christlichen Rückeroberung Andalusiens hervor. Nach jener sogenannten „Reconquista“ war es im 16. Jahrhundert üblich, die arabischen mit kastilischen Namen zu ersetzen.

Von wo auch immer die Pedro Ximénez ihren Namen herhaben mag, sie ist zusammen mit Palomino Fino und Moscatel die wichtigste Rebsorte Andalusiens. Allesamt sind es weiße Trauben, was manche deutsche Weinliebhaber – die mit Spanien in der Regel Rotweine verbinden – erstaunen mag. Andalusien ist zweifellos ein Weißweinland, denn auch bei den berühmten Sherrys handelt es sich um nichts anderes als eine spezifische Art von Weißweinen.

Die Pedro Ximénez in den andalusischen Süßweinen

Eine weitere gängige – und falsche – Zuschreibung lautet, dass die PX-Traube über besonders hohe natürliche Zuckerwerte verfüge. Das ist mit Verlaub gesagt Quatsch, von dem man im Internet viel findet. Fakt ist: Die PX-Sorte ist die Haupttraube für die berühmten andalusischen Süßweine. Die hohen Zuckergrade für diese Weine entstammen einem Verfahren, das in Andalusien als „asoleo“ bezeichnet wird. Darin steckt das Wort „sol“, was Sonne bedeutet.

Bei besagter Asoleo-Methode werden die Trauben im vollreifen (aber nicht überreifen) Stadium geerntet. Die ganzen Trauben werden anschließend im Freien auf Strohmatten ausgelegt und über mehrere Tage, zum Teil auch Wochen, in der Sonne getrocknet. Tagsüber entzieht die Sonnenstrahlung den Beeren Feuchtigkeit. Somit erhöht sich die Konzentration an Zucker in der Beere. Kurzum: Die Beeren verlieren an Flüssigkeit, sie schrumpeln, man sagt auch: sie „rosinieren“. Und eben mit diesem Asoleo-Verfahren erhalten die andalusischen Winzer sehr süß schmeckende Beeren mit hoher Zuckerkonzentration als Ausgangsbasis für Süßweine. Neben Pedro Ximénez wird in Andalusien auch die Moscatel-Traube auf diese Weise „getrocknet“ und für Süßweine eingesetzt.

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Im berühmten Sherry-Gebiet werden die PX-Süßweine zudem über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren in Fässern ausgebaut (manchmal sogar über Jahrzehnte). Die Methode nennt sich „Solera“ und besteht aus mindestens drei übereinander liegenden Fassreihen. Der Sherry-Süßwein wandert dabei in Stufen von oben nach unten: Aus der untersten Fassreihe wird etwa ein Drittel des Sherrys für den Verkauf bzw. zum Abfüllen entnommen. Diese entnommene Mengewird nun mit Sherry aus der jeweils darüber liegendenFassreihe nachgefüllt – also aus der mittleren Reihe in die untere Reihe und aus der oberen Reihe in die mittlere Reihe. In die oberste Fassreihe fließtabschließendder frisch vergorene Süßwein. So entsteht ein Verschnitt verschiedener Jahrgänge.

Ein auf diese Weise gekelterter, dunkler PX-Süßwein mit öliger Textur kommt vom Traditionsweingut Barbadillo. Dieser Dessertwein – – passt hervorragend als Begleiter zu Blauschimmelkäse oder Schokokuchen.

PX trocken als Weißwein ausgebaut

Man findet die Rebsorte PX überall in Andalusien. Im Sherry-Gebiet dominiert allerdings die Sorte Palomino Fino, während in der D.O. Málaga y Sierras de Málaga vor allem die Moscatel-Traube populär ist.

Die unangefochtene Hauptrebe stellt die Pedro Ximénez allerdings in der Appellation D.O. Montilla-Moriles dar. Dieses hochinteressante Anbaugebiet in der Provinz Cordoba steht häufig zu Unrecht im Schatten der Sherry-Region, denn auch aus Montilla-Moriles kommen Finos, Amontillados, Olorosos und Süßweine von absolutem Weltklasse-Format.

Fachkreise bezeichnen die Pedro Ximénez als eine geschmacklich „neutrale Rebsorte“. Das heißt, sie ist nicht so hocharomatisch wie beispielsweise Verdejo oder Albarino. Die PX eignet sich auch deshalb gut für Süßweine, weil sie eine prima Säure besitzt. Das heißt im Ergebnis: Die Süßweine aus ihr sind nicht nur süß, sondern auch frisch.

Darüber hinaus wird die PX in Andalusien zusehends zur Erzeugung von trockenen und nicht gespriteten Weißweinen eingesetzt. Diese neue Bewegung hat wohl auch damit zu tun, dass die gespriteten Finos und Amontillados mit ihren hohen Alkoholgraden ein wenig aus der Mode gekommen sind. Ebenso wie Süßweine. Viele Weingüter haben deshalb damit begonnen die PX als trockenen Weißwein auszubauen. Die Gewächse liegen in der Regel bei 12 bis 14% Vol., was den heutigen Konsumentenwünschen nach leichteren Weinen entgegenkommt.

Wegen ihres eher neutralen Geschmacks kann die PX-Traube das Terroir sehr gut ausdrücken, zum Beispiel die Mineralität der Kalkböden in Jerez und Montilla-Moriles. Sie ergibt frische Weißweine mit guter Spannung. Es sind Weißweine, die mitunter einen floralen und erdigen Charakter haben und die mit ihrem interessanten Geschmacksbild eine echte Bereicherung für die spanische (Weiß-)Weinwelt darstellen.

Ein eben solcher Weißwein stammt von Bodegas Bentomiz. Das Weingut befindet sich in den Bergen von Málaga und erzeugt dort erstklassige Weine – süß wie trocken – aus Trauben wie Moscatel, Romé und Merlot.

Darüber hinaus bezieht Winzerin Clara Verheij für ihren PiXel genannten Weißwein die PX-Trauben aus der benachbarten Provinz Cordoba. Die Rebstöcke wachsen auf weißen Kalksandböden, welche eine hohe Wasserspeicherfähigkeit besitzen und die zudem legendär für ihre Mineralität sind. Um dem trocken ausgebauten PiXel einen Tick mehr Fruchtigkeit zu verleihen, kommen bei Bentomiz zehn Prozent Moscatel-Trauben zum Einsatz. Es handelt sich also um eine Cuvée aus PX (90%) und Moscatel, die wir unbedingt empfehlen können. Mehr Andalusien geht kaum.

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Weitere Infos:

Titelbild: Ein über 100 Jahre alter PX-Rebstock in den Bergen von Málaga. (Foto: Thomas Götz)

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